Auf dem Camino Francés 2019

Mein erster Jakobsweg im Frühjahr 2019 beginnt im französischen Ort Saint-Jean-Pied-de-Port, verläuft weiter auf dem Camino Finisterre und endet nach knapp 900 Kilometer im Küstenort Muxía. Nach dem Camino ist vor dem Camino und so plane ich bereits den nächsten Jakobsweg für 2020, wo ich voraussichtlich den Camino Portugues von Porto aus gehen werde. Auf dieser Seite möchte ich von meinen Erlebnissen auf dem Jakobsweg berichten und diese in Form eines Reisetagebuches festhalten.

Mein Entschluss

Kommt man auf dem Camino mit Pilgern ins Gespräch lautet meist die zweite oder dritte Frage: „Wieso läufst Du den Jakobsweg?“ Die Antworten sind vielfältig. Manche gehen den Jakobsweg aus religiösen Gründen. Andere sind auf Sinnsuche, Selbstfindung, versuchen einen Schicksalsschlag zu verarbeiten oder sehen den Weg als sportliche Herausforderung. Einige Pilger möchten aber einfach nur vom Alltag abschalten und in der besonderen Atmosphäre auf dem Jakobsweg zur Ruhe kommen – so wie ich. Den Alltag kann man am besten hinter sich lassen, indem man sich in einer veränderten Umgebung auf andere Tätigkeiten einlässt. Wir alle haben jedoch das gleiche Ziel, nämlich Santiago de Compostella. Seit Hape Kerkeling den Jakobsweg gelaufen ist, bin ich davon fasziniert. Der Jakobsweg stand sehr weit oben auf meiner „Bucket-List“, aber meistens hat die Zeit gefehlt den Weg an einem Stück zu laufen, zumindest den französischen. :)

Die Welt an einem Ort

Pilger aus aller Welt folgen seinem Ruf: Der Jakobsweg ist ein Magnet für Leute aus allen Erdteilen. Vermutlich nirgends sonst begegnet man so vielen unterschiedlichen Menschen und Kulturen. Dies spiegelt sich auch anhand der Pilgerzahlen wider, die seit Jahren kontinuierlich steigen. Waren es vor 30 Jahren noch 1.000 Wallfahrer, so werden im Jahr 2019 etwa 350.000 erwartet.

Pilgerausweis

Bevor es richtig los geht sollte sich jeder Pilger einen Pilgerausweis (Credential del Peregrino) besorgen. Damit ist man offiziell ein Pilger und nur mit diesem bekommt man in den Pilgerherbergen eine Unterkunft. Hat man den Weg geschafft und ist in Santigao angekommen, erhält man im Pilgerbüro der Kathedrale die Pilgerurkunde „COMPOSTELA“. Diese bekommt man aber nur, wenn man nachweisen kann, dass die letzten 100 km zu Fuß, zu Pferd oder im Rollstuhl, bzw. die letzten 200 km per Fahrrad, zurückgelegt wurden. Als Nachweis dient eben dieser Pilgerausweis, der täglich mit Stempel, Datum und Unterschrift der Unterkünfte gefüllt wird. Auf den letzten 100 km braucht man übrigens täglich 2 Stempel!

Woher bekommt man den Pilgerausweis?

Den Pilgerausweis kann man in fast allen größeren Orten auf dem spanischen Jakobsweg vor Ort besorgen. Ich werde mir meinen Pilgerausweis vor Ort besorgen. Man kann sich den Pilgerausweis aber auch schon von Deutschland aus besorgen, oder ganz einfach im Internet bestellen.

Bezugsquellen:
Deutsche Jakobusgemeinschaft, Aachen
Sankt Jakobs Bruderschaft, Österreich
Les Amis du Chemin de Saint- Jacques, Schweiz

Über Camino Turtles

Den Namen „Camino Turtles“ habe ich übrigens Szabina zu verdanken, mit der ich die meisten Etappen auf dem Camino Francés gemeinsam gelaufen bin. Oft kamen wir uns vor wie Schildkröten, weil wir meistens recht langsam unterwegs waren und uns alle Pilger überholt haben. Irgendwann fiel dann der Begriff “Camino Turtles”. Hierzu fällt mir folgendes Zitat ein:

„Kein Weg ist zu lang für den, der langsam und ohne Eile vorwärts schreitet. Und kein lohnendes Ziel liegt zu fern für den, der sich mit Geduld rüstet.“

Jean de La Bruyère, französischer Schriftsteller
(1645-1696)

In diesem Sinne, viel Spaß beim Lesen meines Reisetagebuches.