Ich bin nun seit einigen Wochen wieder zu Hause und auch schon wieder im Alltag angekommen. Rückblickend habe ich meine Reise in keiner Weise bereut. Es war tatsächlich die größte und herausragendste Erfahrung meines Lebens. Meine größte Erkenntnis ist, wie wenig materielle Dinge notwendig sind, um wirklich glücklich zu sein. Es genügt der Inhalt eines Rucksacks. Auf dem Weg habe ich viele unterschiedliche Menschen kennengelernt und jeder war auf seine Weise einzigartig.
Unterwegs habe ich oft an Diane´s Geschichte gedacht, die sie mir bereits am ersten Tag auf dem Weg von Saint-Jean-Pied-de-Port nach Orisson erzählte. 2015 hatte sie kurz vor Santiago Ihren Pilgerausweis verloren. Sie war damals sehr traurig und wollte Ihre Reise sogar vorzeitig beenden, da sie ohne Pilgerausweis auch keine Compostela erhalten wird. Andere Pilger haben sie davon abgehalten, und sie lief den Weg bis zu Ende. Ein paar Wochen nach ihrer Heimkehr in die USA bekam sie Post aus Spanien. Es war ihr Pilgerausweis, befüllt mit den restlichen Stempeln und ihre Compostela. Ein deutscher Pilger hatte ihren Ausweis gefunden und die restlichen Stempel für Sie gesammelt und Ihr die Compostela nach Amerika geschickt.
Mein persönlich schönstes Erlebnis

Mein schönstes Erlebnis hat auch mit Diane und mit Nathan zu tun, mit denen ich die ersten zwei Tage auf dem Camino gelaufen bin, die ich dann aber aus den Augen verloren habe. Nach meiner letzten Etappe bin ich von Muxía mit dem Bus zurück nach Finisterre gefahren, wo ich nochmals zwei Tage bleiben wollte, bevor es nach Santiago und zum Flughafen gehen sollte. Am zweiten Tag lief ich mit Szabina ein letzte Mal zum Leuchtturm und zu den heiligen Steinen „Las Piedras Santas. Als wir uns auf dem Rückweg in die Stadt befanden, kamen uns plötzlich Diane und Nathan entgegen. Wir konnten es nicht glauben, uns nach sechs Wochen, am letzten Tag vor meiner Abreise, doch noch einmal zu sehen. Die Freude war riesengroß und Diane hatte Tränen in den Augen. Es war ein emotionaler Moment und wir haben dieses Mal unsere Kontaktdaten ausgetauscht.
Als ich auf dem Jakobsweg unterwegs war habe ich mir geschworen, mir diese körperlichen und mentalen Torturen nie wieder anzutun. Jetzt sehe ich die Sache anders, denn der Camino „ruft“. Wer einmal diesen Weg gegangen ist, den lässt das Gefühl der grenzenlosen Freiheit nie wieder los.
Und so schmiede ich jetzt schon Pläne für meinen nächsten Camino.